Blau ist der Mond im Eröffnungsstück, mit seinen Blue Notes als Farbgeber. Wir betreten in „River of Memories“ eine weite Hörlandschaft von Geschichten, aus denen unsere Träume sind, worin Surreales und Reales, Nostalgisch-Romantisches, einschmeichelnd Melodisches und Albtraumhaft-Gespenstisches aufeinandertreffen. Mia Brentano (wie sich der Musikwissenschaftler Klaus Martin Kopitz nennt, wenn er komponiert) bietet eine beachtliche stilistische Bandbreite, die das klassisch-romantische Repertoire ebenso einbezieht wie den Jazz und die moderne Elektronik mit ihren populären Ablegern. Unterschiedliche Sprachen dienen als hörspielartiges Klangmaterial, werden zur Hommage an Autoren wie André Breton oder Paul Auster. Kopitz nimmt uns mit auf eine fantastische Reise in unerhörte Traum- und Klangwelten.
(Für die Jury: Heinz Zietsch)
„Mia Brentano’s Hidden Sea. 20 Songs for 2 Pianos“. So lautet der Titel einer 2018 veröffentlichten CD, die erstmals Werke einer bis dahin unbekannten Newcomerin enthielt. Das Album war überraschend erfolgreich und gelangte in den USA auf die Jahresbestenliste des Klassikmagazins „Fanfare“. Die eingängige Musik aus dem „Niemandsland zwischen Klassik, Jazz, Pop und Minimal Music“ traf offenbar den Nerv der Zeit, zumal sie von zwei wunderbaren jungen Pianisten gespielt wurde, die auch den virtuosen Stücken problemlos gewachsen waren.
Nun liegt das Nachfolgeprojekt vor: „Mia Brentano’s River of Memories. A Mystery Trip“. Es ist eine Hommage an jene Schriftsteller und Filmemacher, die „die Grenzen zwischen Traum und Wirklichkeit aufhoben“. Auch das Konzept einer grenzüberschreitenden Musik ist deutlich erweitert, schon äußerlich zu erkennen an einer größeren Zahl von Mitwirkenden, ebenso an der Einbeziehung von Elementen der elektronischen Musik und des experimentellen Hörspiels. Im Mittelpunkt stehen drei längere, recht avancierte Stücke, die im Studio für Elektroakustische Musik der Berliner Akademie der Künste entstanden, darunter „Die Stille des verlassenen Raumes“, ausgezeichnet mit dem Hanns-Eisler-Preis und einem Preis des Forums für junge Komponisten des WDR Köln.
Umrahmt werden diese ambitionierten Werke von traumhaft melancholischen Stücken, die wieder von Pop und Jazz inspiriert sind. Daneben sind einige der großen klassischen Komponisten auf geheimnisvolle Weise anwesend. Oder doch nicht? „Brahms Is Sleeping“ heißt beziehungsvoll der letzte Titel.
Interpretiert wird diese ungewöhnliche Musik von exzellenten Musikern, die offen sind für Neues: Benyamin Nuss (Klavier), Andy Miles (Klarinette), Johannes Ernst (Saxophon), Shiori Doi (Posaune), Hans Dekker (Drums) und Klaus Martin Kopitz (Synthesizer) – um nur einige zu nennen.
Mehr noch als auf ihrer ersten CD eröffnet Mia Brentano uns hier einen sehr eigenen, sehr persönlichen Kosmos. Ihre Musik ist sehr unterhaltsam, sehr abwechslungsreich, aber dennoch einzigartig. Hören Sie selbst: Es gibt nichts Vergleichbares.
„This is the most moving new album I’ve heard in some time … Listeners to Mia Brentano’s Hidden Sea, written for two pianos, may be completely blindsided by the variety and experimentation of River of Memories. It is indeed an album of Beethoven-like range … Liszt and Wagner in their day were said to have created the music of the future. Mia Brentano, if other composers would only listen and learn, probably is the future. 5 Stars – New Music Extraordinaire.“
Dave Saemann, Fanfare Magazine (USA), June 2019